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36. USAPP – Als Juniorbotschafterin in der USA

Dilara Akpinar

BS

Rückblicke schaden nie. Es ist manchmal gut nach hinten zu schauen und sich zu erinnern, was man war und was heute aus einem geworden ist. Doch soweit ist es nicht her, dass ich meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement am Berufsschulzentrum Leonberg absolviert habe. War ja erst letztes Jahr im Sommer!

Gleich nach meiner Ausbildung ging es für mich mit dem 36. Parlamentarischen Patenschafts-Programm* in die USA. Mittlerweile befinde ich mich seit acht Monaten in den Staaten. Unglaublich, aber wahr!

Was bisher geschah …

Theorie

Theorie und Praxis in einem, ist das Motto des Stipendiums. So ging das Schulleben in der USA für mich auf einem College weiter. Mt. Carmel hieß die Stadt, die eigentlich ein Dorf ist. Wenn man einen Schulbus zu sehen bekam, konnte man von Glück reden. So etwas wie öffentliche Verkehrsmittel gab es nicht. Da lernt man die “Deutsche Bahn” wirklich zu schätzen. Auf dem College hatte ich unter anderem Personalwirtschaft und Englisch als Fach.

Praxis

Es war nicht leicht einen, Praktikumsplatz als „eine einfache ausgelernte Berufserfahrene” zu finden. Unmöglich ist es aber nicht! Mittlerweile habe ich einen sehr guten Praktikumsplatz gefunden und befinde mich mitten im amerikanischen Berufsleben.

Rödl & Partner USA (eine Prüfungs- und Beratungsgesellschaft deutschen Ursprungs) öffnete mir ihre Türen, um ein Praktikum im Business Process Outsourcing - Bereich (auch BPO genannt) in Chicago zu absolvieren.

Mein Praktikum in Chicago

Was macht man eigentlich als Praktikant/in bei Rödl?

Während meines Praktikums ist es meine Aufgabe in der Buchführung zu arbeiten und bei Lohnabrechnungen, Steuerangelegenheiten aber auch administrativen Tätigkeiten mit anzupacken und das BPO Team zu begleiten. Kurz gesagt: Ich habe viel mit Zahlen zu tun.

Wie ist das Unternehmen?

Anders als im Ausbildungsbetrieb herrscht bei Rödl ein warmes, herzliches Arbeitsklima. Die Vorgesetzten als auch die Arbeitskollegen, bemühen sich sehr, mir und den anderen Praktikanten die Arbeit beizubringen. Schon am Anfang des Praktikums habe ich viel dazugelernt. Im Vergleich mit Deutschland wird den Praktikanten gleich viel anvertraut. Ich bin mir sicher, dass ich mich nach dem Praktikum beruflich und persönlich sehr weiterentwickeln werde. Abgesehen davon befindet sich mein Arbeitsplatz im 29. Stockwerk. Man kann auf jeden Fall die schöne Aussicht über Chicago genießen, wenn man nicht gerade hinter den drei Monitoren und den ganzen Zahlen verschwindet …

Gibt es Herausforderungen im amerikanischen Berufsleben?

Mit dem Englisch habe ich mich mittlerweile angefreundet. Wenn man muss, dann spricht man. Perfekt ist es nicht, aber man versteht mich, sowohl am Telefon als auch im direkten Austausch mit Kollegen – allein das zählt.

Eine Herausforderung waren für mich die ganzen neuen Programme. Es hat gut zwei Monate gedauert, bis ich mich damit angefreundet hatte. Wenn ihr denkt, dass Buchführung überall das gleiche ist, dann täuscht ihr euch. Es ähnelt sich, aber das gleiche ist es nicht. Das buchhalterische Vokabular ist ja auch anders und nicht gerade auf Deutsch. Mein Vokabular hat sich zwar erweitert, aber zu lernen habe ich immer noch einiges.

Juniorbotschafterin für Deutschland

Es ist unglaublich ein ganzes Jahr in der USA zu verbringen; da kann es mal vorkommen, dass man vergisst, in wessen Namen wir uns eigentlich in den Staaten befinden. Als die “Deutsche” hat man in Amerika einen sehr guten Ruf. Man liebt uns, man kann uns einfach lieben! Auch wenn es nicht eins zu eins das gleiche ist, geht man selbst hier den deutschen Traditionen nach.

Dass man Botschafter für Deutschland ist, wird einem dann bewusst, wenn man zum Beispiel den ersten Kontakt mit dem amerikanischen Abgeordneten hatte, wir auf irgendwelche Treffen und Versammlungen in der Stadt/Gemeinde eingeladen werden oder alle 75 Stipendiaten während unseres Aufenthaltes in New York und Washington D.C. begrüßt und empfangen werden.

37. USAPPP – Stipendium: Glückwunsch Juliane!

Noch eine weitere Auszubildende am BSZ wurde für das Parlamentarische Patenschaft - Programm genommen. Congratulations Juliane!

Wie man sieht, ist nichts unmöglich. Bewerbt euch auf jeden Fall und macht das Beste aus dem Jahr.

Zurück und dann?

Einige Stipendiaten können glücklicherweise gleich wieder in die ehemaligen (Ausbildungs-)Betriebe zurück. Ich gehöre zu der anderen Hälfte, die sich von hier aus für einen Job bewerben muss. Vielleicht freut es meine früheren BWL-Lehrer zu hören, dass ich bei meiner Rückkehr einen Studienplatz (BWL, berufsbegleitend) bekommen habe, ob es das Richtige ist, wird sich dann zeigen …

Wichtig ist es erstmal zurück zu kommen. Alles andere wird sich dann irgendwie ergeben. Man weiß ja nicht was das Leben mit sich bringt.

Kontakt

Das Jahr mag zwar im Juli für mich zu Ende sein, aber das USAPPP-Programm wird mich das ganze Leben begleiten und ein wichtiger Lebensabschnitt bleiben. Daher ist nichts vorbei. Einen weiteren Beitrag für das BSZ werde ich im Rahmen des Stipendiums nicht mehr schreiben (das kann die Juliane jetzt übernehmen), jedoch stehe ich euch jederzeit bei Fragen zur Verfügung.

Übrigens schreibe ich für die Jugendportalseite des Deutschen Bundestags. Sehr gerne kann man mich bei Fragen rund ums Programm und meinem PPP-Jahr per E-Mail (akpinardilara99(at)gmail.com) erreichen.

Ich wünsche allen Schülerinnen und Schülern sowie allen Lehrern ein erfolgreiches und stressfreies restliches Schuljahr 2020.

Liebe Grüße und bis bald

Dilara Akpinar

 

*Das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm existiert seit 1983. Das Programm wurde zum Anlass des 300. Jahrestag der Einwanderung ins Leben gerufen. So ermöglicht das PPP seit 36 Jahren jungen Berufstätigen als Juniorbotschafter der Bundesrepublik Deutschland in den USA zu studieren, Arbeitserfahrungen zu sammeln und die deutsche Kultur zu vermitteln.

Anmerkung Marion Reich (GK-Lehrerin von Dilara)

Das PPP-Partnerschaftsprogramm ermöglicht Auszubildenden nach dem letzten Lehrjahr (mit Abschluss der Lehre) die Welt von der anderen Seite kennenzulernen und ganz eigene Erfahrungen zu machen. Neben einer Collegezeit, in der man die Sprache näher lernt und bei einer Familie wohnt, gibt es auch eine Praktikumszeit in einem Unternehmen. Voraussetzung sind drei Jahre Schulenglisch und die gesundheitliche Eignung. Die Kosten werden vom amerikanischen Senat und dem deutschen Bundestag übernommen.

Wer Näheres wissen möchte, schaue bitte ins Internet. Jährliche Anmeldefristen beachten!