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Man kann mehr erreichen, als man glaubt!

Muhammed Jafo

BSZLEO ALLGEMEIN

Ich bin Muhammed und komme ursprünglich aus Syrien. Letztes Jahr, am 16.6.21, wurde ich alleine ohne Hab und Gut nach Kroatien abgeschoben. Leider kommt es manchmal im Leben nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Und bei mir war es genauso. Alles, was ich mir erträumt hatte, wurde auf einmal, mit einem Wort einer Richterin, vernichtet.

Trotz der Hindernisse und Schwierigkeiten versuchte ich, immer positiv zu denken und zu lächeln. Das konnte mir niemand nehmen.

Aber ohne die Hilfe und Unterstützung von vielen Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern des BSZ hätte ich meinen Neustart in Kroatien nie schaffen können.

Deshalb möchte ich mich in diesem Blog herzlich bei euch allen bedanken.

In den ersten Monaten in Kroatien hatte ich großes Heimweh und Sehnsucht nach meiner Familie. Leider hatte ich keine Freunde hier, aber die täglichen Anrufe von Frau Bodner halfen mir sehr dabei, mich nicht so alleine zu fühlen.

Das Engagement von meinem lieben Mathematiklehrer Herrn Weidner führte dazu, dass ich beim Goethe Institut meine Prüfungen ablegen konnte. Das war für mich wunderbar.

Am Anfang hatte ich überhaupt kein Geld und ohne die finanzielle Unterstützung durch eure Spenden hätte ich weder Miete noch Essen bezahlen können.

Gerade gehe ich durch die Straßen von Zagreb und sehe mich als einen ganz anderen Menschen als damals.

Ich sehe einen erwachsenen Mann, nicht mehr 19, sondern 20 Jahre alt. Ein Mann, der in einem Jahr mit so vielen Schwierigkeiten konfrontiert war und sie erfolgreich gemeistert hat.

Als ich in Kroatien ankam und den ersten Schock überwunden hatte, wollte ich irgendetwas machen, egal ob ich damit Geld verdienen konnte oder nicht, ich wollte mich nur beschäftigen. Nur nicht den ganzen Tag in die vier Ecken des kleinen Zimmers starren, nachdenken und mir die Fragen stellen:

Warum habe ich dieses Pech?

Warum ist mir so etwas passiert??

Meinen ersten Kontakt in Kroatien hatte ich mit der NGO „Are you Syrious“, dort habe ich als Freiwilliger gearbeitet, obwohl ich weder Englisch noch Kroatisch konnte.

Aber ich kann jetzt die beiden Sprachen so gut, dass ich einwandfrei mit den Menschen kommunizieren kann.

Dort half ich Menschen, die "on the move" nach Europa waren.

Außerdem habe ich einen Job als Aushilfe in einem Restaurant gefunden.

Im Januar habe ich mit Hilfe eines Freundes einen Kurs bzw. eine Ausbildung als Pflegkraft angefangen. Obwohl mein Kroatisch natürlich noch nicht perfekt ist, bin ich am Ball geblieben.

Mit der Zeit konnte ich immer mehr verstehen.

Und im Februar erhielt ich ein Stipendium am Gothe Institut für einen B2 Kurs in Deutsch.

"Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit"

Im Mai hatte ich meine eigene Ausstellung in einer Bibliothek. Durch meine Bilder wollte ich nur eine Sache erreichen - Gerechtigkeit.

Ich habe verstanden, dass wir als Menschen für unsere RECHTE kämpfen müssen, egal wie die Lage aussieht.

Am 15.6.22 – auf den Tag ein Jahr nachdem ich in Kroatien ankam – beendete ich mein Praktikum als Pflegekraft.

Ende Juli besuchten mich Frau und Herr Bodner hier in Zagreb und haben mir das restliche Geld von euren Spenden ausgehändigt.

Ich habe danach genau überlegt, was ich damit machen soll. Ich habe mich entschieden: Ich möchte auf eine weiterführende Schule gehen und meinen Realschulabschluss nachholen. Das Geld reicht, um die Schulgebühren für das erste Jahr zu bezahlen.

Ist das nicht toll?

Seit September habe ich eine neue Arbeit begonnen - Ich arbeite in einem Call-Center, und zwar auf Deutsch.

Nochmals vielen Dank an alle, die mir geholfen haben, alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, vor allem Herr Weidner, Frau Bodner, Frau Alber, Frau Costa-Rodrigez und Frau Sommer.

Viele Grüße

Muhammed eurer Freund ☺️